Weg Zum Frieden
 
  Home
  Kontakt
  Samira.... ein bitterer Abschied
  Alexander der Große
  Der Mann mit der Axt
  Allah weiß alles
  Die Lehre des kleinen weisen Jungen
  4 Frauen
  Titel der neuen Seite
  Im Unterricht
  Chayr InshaAllah
  Die Tafel der Liebe, die alle sättigt
  Flecken auf dem Herzen
  20 € die Stunde
  Drei Söhne
  Der Sultan und sein Wesir
  Verdrehte Wahrheit
  Der Leprakranke, der Kahlköpfer und der Blinde
  Welcher Wolf gewinnt?
  Ich möchte Allah gefallen
  Der Hoca und der Alkohol
  Die bittere Ernte
  Ein Schlag ins Gesicht
  Geschichte über Gottes Barmherzigkeit
  Abrahams Gast
  Der Löwe und der Wolf
  Wer ist Sie?
  Ich verheirate meinen Mann
  Ein Leben im Blumentopf
  Arm dran!
  Die Rose
  Die fantastische Anwendung der Logik
  Der blinde Wegweiser
  Amana
  Der Preis eines Apfels
  Wer hat an der Tür geklopft?
  Der Zimmermann
  Inschallah
  Gehe ein durch Meine Gnade
  Musa a.s. und Khidr a.s.
  Der stille Mumin
  Schönheit durch Glauben
  Absolute Gerechtigkeit
  Gerechtigkeit an Hofe des Harun Raschid
  Hochmut kommt immer vor dem Fall
  Der Gewinn des Ringes, der Bemühung
  Der Eingebildete Hase
  Bismillah
  Der Apfelbaum
  Im letzten Moment...
  Der Bauer und die Rizq Allahs
  Werde Löwe!
  Der Pinguin und der Frosch
  Die Perle und die Rose
  Das Versprechen
  Brief vom Satan
  Die Aufrichtigkeit
Der blinde Wegweiser

Der blinde Wegweiser

   Ich hatte noch nicht die 30 erreicht, da brachte meine Frau unseren Sohn zur Welt. Und ich kann mich nach wie vor an diese Nacht erinnern, die ich mit einigen Freunden im Wartezimmer verbrachte. Diese Nacht war voll leeren und unnützen Geredes und Riba und meistens war ich derjenige, der die Anwesenden mit Witzen und Riba über die Menschen unterhielt. Und sie lachten! In dieser Nacht haben wir besonders viel gelacht. Ich besaß die Gabe die Menschen besonders gut nachahmen zu können. So machte ich mich über den einen oder anderen Menschen lustig. In jener Nacht- daran kann ich mich noch sehr gut erinnern- spottete ich über einen Blinden, der durch den Markt gegangen war. Ich hatte ihm mein Bein in den Weg gestellt, so dass er hinfiel. Er wusste nicht, was er sagen sollte und bewegte seinen Kopf nur hin und her. Daraufhin war ich in schallendes Gelächter ausgebrochen. So kam ich wie gewohnt spät nach Hause und fand meine Frau wartend vor.  Sie war in einem beklagenswerten Zustand und fragte mit zitternder Stimme: „ Rachid, wo warst du?“ Ich antwortete ironisch: „Auf dem Mars! Natürlich bei meinen Freunden!“  Man sah ihr die Erschöpfung an. Die Sprache erstickte sie fast.
„Rachid, mir geht es sehr schlecht. Ich glaube meine Entbindung steht kurz bevor.“, sagte sie meine Meinung suchend.
Daraufhin fiel eine leise Träne auf ihrer Wange. Ich spürte, dass ich meine Frau vernachlässigt hatte. Es wäre meine Pflicht gewesen, mich um sie zu kümmern oder zumindest meine langen Nächte zu reduzieren, zumal sie im neunten Monat war. So brachte ich sie auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus. Sie ging auf die Entbindungsstation, doch die Entbindung zog sich in die Länge und sie litt unter starken Schmerzen. So wartete ich geduldig auf die Entbindung, die sich als schwierig herausstellte. Ich wartete lange Zeit, bis ich müde wurde. So ging ich nach Hause und hinterließ meine Nummer.
Eine Stunde später klingelte das Telefon, um mir die frohe Botschaft über die Geburt meines Sohnes mitzuteilen. Ich fuhr sofort ins Krankenhaus. Als ich nach dem Zimmer meiner Frau fragte, sagte mir das Pflegepersonal, dass die Frau Doktorin mich erwartete.
So ging ich zu ihr und sie begann mir über Unglücke zu berichten und darüber, dass wir Muslime mit der Vorbestimmung zufrieden sein müssten.
Daraufhin sagte sie:  „Ihr Sohn hat eine starke Behinderung an den Augen und möglicherweise ist er blind.“
Ich senkte den Kopf und verkniff mir bestimmte Ausdrücke. Ich dachte an den blinden Mann, dem ich das Bein gestellt hatte und an die vielen Menschen, die mit mir gelacht hatten.
So sagte ich zu mir: „Was du den anderen zufügst, wird auch dir zugefügt!“
Einen Augenblick lang blieb mir die Sprache weg. Nun fiel mir meine Frau wieder ein. Ich bedankte mich bei der Doktorin, dass sie sich so freundlich, liebenswürdig und einfühlsam verhalten hatte. Daraufhin ging ich, um nach meiner Frau zu sehen. Meine Frau war nicht traurig. Überhaupt war ihr Iman sehr stark und sie war mit der Vorherbestimmung Allahs(swt) sehr zufrieden. Sie hatte mir immer Nasiha gegeben, dass ich nicht über die Menschen spotten und über sie lästern sollte.

So gingen wir aus dem Krankenhaus und unser Sohn Salim war bei uns. In Wahrheit hatte ich kaum Interesse an ihm gehabt. Ich verhielt mich so, als gäbe es ihn nicht im Haus. Wenn er weinte, ging ich ins Wohnzimmer, um zu schlafen. Meine Frau jedoch liebte ihn und kümmerte sich sehr um ihn. Ich verabscheute ihn nicht, doch ich konnte ihn nicht lieben. Salim wurde größer und fing an zu krabbeln, doch sein Krabbeln war komisch. Als er ungefähr ein Jahr alt war, fing er an, Schritte zu machen. Dabei bemerkten wir, dass er dabei humpelte. So war es sehr schwer für mich ihn zu akzeptieren.

Meine Frau hatte noch zwei weitere Söhne bekommen: Omar und Khalid. Salim wuchs heran und seine beiden Brüder auch. Ich war nach wie vor derjenige, der nicht zu Hause bleiben konnte und immer zu seinen Freunden ging. In Wahrheit war ich für sie wie ein Spielzeug. Meine Frau gab mir weiter Nasiha und verzweifelte nicht an mir. Sie machte immer Du3a für mich und bat um Rechtleitung für mich. Sie war nie zornig über mich, über mein unkontrolliertes Verhalten, aber sie war sehr traurig, wenn sie sah, dass ich Salim vernachlässigte und seine beiden Brüder bevorzugte.
Salim wuchs und mein Kummer wuchs mit ihm. Meine Frau wollte, dass Salim in einer besonderen Behindertenschule eingeschult wird. Ich hatte nichts dagegen. Ich bemerkte kaum, wie die Tage und die Jahre vergingen. Ich war beschäftigt mit meiner Arbeit, mit meinen Freunden, speiste, trank und schlief...

An einem Freitag wurde ich gegen 11 Uhr wach. Es war noch früh für mich, zumal ich zu einem feierlichen Anlass eingeladen war. Ich machte mich zurecht, parfümierte mich und war im Begriff zu gehen. Ich ging durch das Wohnzimmer, als mich der Anblick von Salim dazu veranlasste stehen zu bleiben. Er weinte bitterlich. Zum ersten Mal seit seinem Säuglingsalter wurde ich auf sein Weinen aufmerksam. 10 Jahre waren vergangen, ohne dass ich nach ihm schaute. Ich hatte versucht ihn zu ignorieren. Ich konnte nicht ertragen, wenn er seine Mutter gerufen hatte, während ich im Zimmer war.
So ging ich auf ihn zu und sagte zu ihm: „Salim, warum weinst du?“
Als er meine Stimme hörte, hörte er auf zu weinen. Als er meine Nähe spürte, fing er an mit seinen kleinen Fingern mich abzutasten.  „Was hat er nur bloß?“, dachte ich mir.
Ich bemerkte, wie er versuchte von mir wegzugehen, so als würde er sagen, jetzt erst bemerkst du mich, wo warst du die ganzen 10 Jahre? Ich folgte ihm, als er in sein Zimmer ging. Er lehnte es zunächst ab mir den Grund seines Weinens zu nennen. Ich versuchte es behutsam und freundlich. So fing er an mir die Gründe seines Weinens zu nennen. Ich hörte ihm zitternd zu.

Hört euch selbst den Grund für sein weinen an: Sein Bruder Omar, der ihn immer zur Moschee brachte, hatte sich verspätet. Salim befürchtete keinen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. Er rief nach Omar und er rief nach seiner Mutter, doch niemand antwortete. Darum fing er an zu weinen. Ich sah, wie die Tränen die Wangen herunterliefen. Ich konnte es nicht ertragen wie er weinte, so legte ich meine Hand auf seinen Mund und fragte ihn: „Und deswegen weinst du Salim?“
Er sagte: „Ja!“
So vergaß ich meine Freunde und den feierlichen Anlass und sagte Salim: „Sei nicht traurig. Weißt du wer heute mit dir in die Moschee geht?“
Er antwortete: „Bestimmt Omar! Aber er kommt immer zu spät“
So sagte ich: „Nein, heute gehe ich mit dir!“
Salim glaubte das nicht, er dachte ich verspottete ihn. Darum weinte er. Ich wischte ihm mit meinen Händen die Tränen weg, nahm seine Hände und wollte ihn mit dem Auto dahinfahren. Dies lehnte er ab und sagte: „Die Moschee ist nah, ich möchte dorthin laufen.“
Ich musste gestehen, ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal in der Moschee war. Aber zum ersten Mal habe ich Furcht gespürt und Reue empfunden für die lange Zeit, die ich versäumt hatte. Die Moschee war gefüllt mit Betenden, aber ich konnte für Salim einen Platz in der ersten Reihe bekommen. Wir hörten gemeinsam die Freitagspredigt(Khutba) und er betete an meiner Seite. Doch ich muss gestehen, ich war an seiner Seite, denn er war immer dort. Nach dem Gebet verlangte Salim noch einen Qur-an. Ich war erstaunt und fragte mich: „ Wie will er lesen, er ist doch blind!“ Ich war nah dran seine Bitte zu ignorieren, doch aus Höflichkeit und aus Furcht seine Gefühle wieder zu verletzen, gab ich ihm einen Mushaf. Er bat mich im Mushaf Surat Al-Kahf zu öffnen. So begann ich im Qur-an herumzublättern bis ich ein Inhaltsverzeichnis sah und die Sure fand. Er nahm den Mushaf und legte ihn vor sich hin und fing an, die Sure mit geschlossenen Augen zu rezitieren.
 Ich dachte: „Oh Allah! Er kann Surat Al-Kahf auswendig.“
Ich schämte mich und nahm auch einen Mushaf. Ich spürte, wie ich anfing zu zittern und rezitierte, so bat ich Allah(swt) um Vergebung und Rechtleitung, ich konnte es nicht ertragen, so dass ich wie ein Kind anfing zu weinen. Ich spürte, wie eine kleine Hand mein Gesicht berührte und meine Tränen wegwischte. Ich nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest. Ich schaute ihn an und sagte:

„Nicht du bist blind, vielmehr war ich blind, als ich den Sündern hinterherlief und mich vielleicht mit ins Höllenfeuer gezogen hätte.“

Wir gingen nach Hause. Meine Frau war sehr aufgeregt und unruhig wegen Salim. Doch ihre Aufregung wandelte sich in Tränen um, als sie erfuhr, dass ich mit Salim beim Freitagsgebet war. Von diesem Tag an versäumte ich kein Gemeinschaftsgebet mehr und trennte mich von der schlechten Gesellschaft. So lernte ich neue rechtschaffene Menschen aus der Moschee kennen. Durch diese Menschen begann ich den Glauben zu spüren. Ich lernte durch sie viele Dinge, die ich vorher nicht kannte. Keinen Unterricht, keine Sitzung und keine Gemeinschaftsgebete habe ich mehr verpasst. So habe ich mehrmals den Qur-an durchgelesen. Ich verknüpfte meine Zunge mit der häufigen Erwähnung Allahs, in der Hoffnung, dass er mir meine Riba und meine Verspottung vergeben würde. Ich spürte auch, dass die Nähe meiner Familie gewachsen war. Auch die Blicke meiner Frau aus Mitleid waren verschwunden. Das Lächeln meines Sohnes Salim trennte sich nicht mehr von seinem Gesicht. Ich vermehrte die Lobpreisung Allahs(swt) für seine Gaben.

Eines Tages beschlossen meine rechtschaffenen Freunde eine Reise zwecks der Da3wa anzutreten. Ich war unentschlossen. So machte ich Istikhara und beriet mich mit meiner Frau. Ich dachte, sie würde ablehnen, doch das Gegenteil war der Fall, was mich sehr erfreute. Sie ermutigte mich viel mehr dazu. Ich ging zu Salim und unterrichtete ihn darüber. So umarmte er mich und verabschiedete sich von mir.

Eine Zeit lang war ich nun außer Haus. In dieser Zeit nutzte ich jede Gelegenheit aus, um mit meiner Familie, die mir sehr fehlte, zu telefonieren. Besonders fehlte mir Salim. Doch immer wenn ich anrief, war er in der Moschee oder in der Schule. Und immer wenn ich meiner Frau gegenüber meine Gefühle zum Ausdruck brachte, wie sehr ich Salim vermisste, freute sie sich und lachte…

Bis auf das letzte Mal als ich anrief… Ich hörte sie erwartend nicht lachen und sagte ihr, sie solle Salim einen schönen Gruß ausrichten. Worauf sie sagte: „Inschallah!“, und dann war sie ruhig. Ich kehrte nach Hause zurück, klopfte an die Tür und wünschte mir, dass Salim mir die Tür aufmachte. Doch ich fand Khalid vor, der noch keine 4 Jahre alt war.
Ich trug ihn, doch er fing an zu schreien und sagte: „Baba, baba.“
Ich wusste nicht, warum er sich so fest an meine Brust hielt, doch ich suchte Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Shaytan. Ich ging auf meine Frau zu. Ihr Gesicht war verändert. Ich betrachtete sie aufmerksam und fragte sie: „Was hast du?“
Sie sagte: “ Nichts“
Plötzlich fiel mir Salim ein und ich fragte: „Wo ist Salim?“
Sie senkte ihren Kopf und gab keine Antwort. Eine Träne fiel ihr aus dem Auge. Ich schrie sie an: „Wo ist Salim?“
Doch ich hörte nur die Stimme von Khalid, der sagte: „Salim ist im Paradies bei Allah.“

Meine Frau konnte die Situation nicht ertragen und brach in Weinen aus. Ich verließ das Zimmer. Später habe ich erfahren, dass Salim zwei Wochen bevor ich nach Hause kehrte Fieber bekommen hatte. Meine Frau hatte ihn ins Krankenhaus gebracht. Doch das Fieber verließ ihn nicht mehr, bis seine Seele seinen Körper verließ.

Liebe Geschwister im Islam: Wichtige Punkte aus dieser Geschichte sind u. A.:

- Die vergeudete Zeit in schlechter Gesellschaft
- Die vernachlässigte Ehefrau
- Die Ungerechtigkeit gegenüber den Mitmenschen
- Die Vernachlässigung der Rechte seines Sohnes und seiner Frau
- die geduldige rechtschaffene Frau, die liebende fürsorgliche Mutter,
- rechtschaffenen Kinder
- Eine Einsicht und die Reue, ausgelöst durch seinen Sohn
- Die Liebe zu seinem Sohn
- Der Verlust seines Sohnes

Meine lieben Geschwister! Trotz der vergeudeten Zeit und der Vernachlässigung seitens des Mannes, war seine Frau eine rechtschaffene Frau; sie war so stabil, ihr Glaube so groß, dass sie diese Familie aufrechterhalten hat. Außerdem hat seine Frau ihn immer unterstützt und ihn nie aufgegeben. Diesbezüglich sagte der Prophet(s):

„Diese Welt ist eine genügsame Welt oder eine Gabe und die beste Gabe in dieser Welt ist eine rechtschaffene Frau.“

Aus dieser Geschichte kann maschallah jedes Familienmitglied lernen, Möge Allah(swt) uns allen hierbei helfen. Amin!

 
 
   
Heute waren schon 33 Besucher (36 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden