Im letzten Moment
Er erinnerte sich an die Ermahnungen seiner Großmutter: Über das rechtzeitige Beten: „ Mein Sohn, du sollst das Gebet nicht bis zur letzten Minute aufschieben.“
Das Alter seiner Großmutter war 70, aber wann auch immer sie den Adhan hörte, stand sie sofort auf und verrichtete das Gebet. Er jedoch, konnte sein Nafs(Ego) nie dazu überwinden, aufzustehen und zu beten.
Das Gebet war immer das Letzte, das er verrichtete und er betete schnell, damit er noch in der Zeit lag. Gerade als er dabei war daran zu denken, stand er auf und bemerkte, dass es nur noch 15 Minuten bis zum Salatul-Isha(Nachtgebet) waren. Er nahm schnell die Gebetswaschung und betete Salatul-Maghrib(Abendgebet). Während er mit dem Tasbih beschäftigt war, erinnerte er sich wieder an seine Großmutter und war beschämt darüber, wie er gerade gebetet hatte. Seine Großmutter betete mit solch einer Gelassenheit und Ruhe. Er begann einen Du³a zu sprechen, ging in die Sujud-Stellung und blieb eine Weile in dieser Position. Er war den ganzen Tag in der Schule gewesen und war deshalb so müde, so müde…
Er wachte plötzlich durch Geräusche und Geschrei auf.
Schweiß gebadet.
Er sah sich um.
Es war sehr überfüllt.
Jede Richtung, in die er blickte, war überfüllt mit Menschen. Einige standen wie eingefroren und blickten umher, einige rannten nach rechts und nach links und einige waren auf ihren Knien, ihre Köpfe zwischen ihren Händen wartend.
Pure Angst und Besorgnis packte ihn, als er realisierte, wo er war. Sein Herz war dabei zu zerspringen. Es war der Tag des Jüngsten Gerichts. Als er noch am Leben war, hatte er so viele Sachen über die Befragung am Tage der Abrechnung gehört, aber das alles erschien ihm damals so weit entfernt. Könnte das vielleicht nur eine Einbildung sein? Nein, das Warten und die Angst waren so groß, dass er sich das nicht eingebildet haben könnte. Die Befragung ging weiter. Er begann sich verzweifelt von einer Person an die nächste zu wenden, um zu fragen, ob sein Name schon genannt worden war. Keiner der Personen konnte ihm eine Antwort geben.
Auf einmal wurde sein Name gerufen und die Menge spaltete sich in zwei und machte einen Durchgang für ihn. Zwei Personen griffen seine Arme und führten ihn vor. Er ging mit ratlosen Blicken durch die Menge. Die Engel brachten ihn in die Mitte und ließen ihn dort zurück. Sein Kopf war geneigt und sein ganzes Leben zog wie ein Film vor seinen Augen vorüber.
Er öffnete seine Augen, sah aber nur eine andere Welt. Die Menschen halfen sich gegenseitig. Er sah seinen Vater von einem Vortrag zum anderen laufen, sein ganzes Vermögen für den Islam ausgebend. Seine Mutter, die Gäste nach Hause einlud, so dass ein Tisch gedeckt, während der andere abgeräumt wurde. Nun war er bei sich selbst: „Ich war auch immer auf diesem Weg. Ich habe anderen geholfen. Ich verbreitete das Wort Allahs. Ich verrichtete mein Gebet. Ich fastete im Monat Ramadan. Was Allah uns befohlen hat zu tun, das tat ich. Was Allah uns verboten hat zu tun, das tat ich nicht.“ Er begann zu weinen und dachte daran, wie sehr er Allah(swt) liebte.
Er wusste, dass was auch immer er in seinem Leben getan hatte, es viel zu wenig war im Gegensatz zu dem, was Allah(swt) verdiente und sein einziger Beschützer war Allah(swt). Er schwitzte wie nie zuvor und zitterte am ganzen Körper. Seine Augen waren auf die Waagschale gerichtet, auf die Entscheidung wartend.
Schließlich wurde die Entscheidung getroffen. Die zwei Engel wandten sich der Menge zu. Seine Beine fühlten sich an, als ob sie gleich zusammen brechen würden. Er schloss seine Augen, als sie begannen die Namen jener zu nennen die in die Hölle eintreten mussten. Sein Name wurde als einer der ersten gelesen. Er fiel auf die Knie und schrie, dass dies nicht sein könnte:
„Wie kann ich in die Hölle gehen? Ich hab anderen geholfen mein leben lang, ich verkündete die Worte Allahs an andere.“
Seine Augen wurden verschwommen und er zitterte. Die Engel ergriffen ihn an seinen Armen und während seine Füße am Boden schliffen, gingen sie mit ihm durch die Menge in Richtung der auflodernden Flammen der Hölle. Er schrie und fragte sich, ob es denn nicht irgendeine Person gab, die ihm helfen könne.
Er wies schreiend auf all seine guten Taten, die er geleistet hatte, hin, wie er seinem Vater geholfen hatte. Sein Fasten, seine Gebete, den Qur’an, den er gelesen hatte… er fragte, ob keine von diesen Taten ihn erretten könnte. Die Engel der Hölle fuhren fort ihn zu schleppen. Sie hatten sich dem Höllenfeuer genähert. Er schaute zurück und dies waren seine letzten Einwände:
Hat der Prophet(s) nicht gesagt, „So rein, wie eine Person ist, die 5 Mal am Tag in einem Fluss badet, so wird auch jene Person, die das Gebet 5 Mal am Tag verrichtet von seinen Sünden gereinigt sein?“
Er begann sodann zu schreien: „ MEINE GEBETE… MEINE GEBETE…“
Die Engel blieben stehen, sie kamen zum Rande des Abgrundes der Hölle. Die Flammen des Feuers verbrannten sein Gesicht. Er sah ein letztes Mal nach hinten, aber seine Augen hatten die Hoffnung verloren und es gab nichts mehr, was er hätte vorbringen können. Ein Engel stieß ihn hinein.
Er fand sich selbst in der Luft in Richtung der Flammen fallend. Er war gerade mal 5 oder 6 Meter gefallen, als plötzlich eine Hand ihn an seinem Arm ergriff und zurückzog. Er hob seinen Kopf und sah einen alten Mann mit einem langen weißen Bart.
Nachdem er den Staub von sich gewischt hatte, fragt er ihn: „Wer bist du?“ Der alte Mann antwortete: „Ich bin dein Gebet.“ – „Warum bist du so spät? Ich war fast schon im Feuer! Du hast mich im letzten Augenblick gerettet.“
Der alte Mann schüttelte den Kopf und lächelte: „DU hast mich immer im letzten Augenblick verrichtet, hast du es schon vergessen…?“
In diesem Moment blinzelte er und erhob seinen Kopf vom Sujud. Er war in Schweiß gebadet. Er horchte der Stimme, die von draußen kam. Er hörte den Adhan, und er sprang schnell auf, um die Gebetswaschung vorzunehmen…
… wahrlich das Gebet zu bestimmten Zeiten ist für die Gläubigen eine Pflicht. (4:103)
Jabir Ibn Abdullah berichtete: Der Gesandte Allahs (s) sagte: „Das Gebet ist der Schlüssel des Paradieses, und die Reinheit ist der Schlüssel des Gebets! (Ahmad Ibn Hanbal)